Wie schafft man es in der deutschen Sprache, alle interessierten Menschen diskriminierungsfrei anzusprechen? Darüber wird seit einiger Zeit auf allen Medienkanälen unserer Gesellschaft eifrig diskutiert. Da, wo alte weiße Männer „Schnell! ein Arzt !“ rufen, sollte es nach moderneren Auffassungen in etwa „Schnell! ein*(e) A(e) rzt*(in)!“ heißen. Es gibt mehrere Varianten dieser Innovation, von denen aber keine wirklich einfacher ist. Der Ursprung der sprachlichen Neuschöpfungen liegt im Unbehagen, das manche Leute bei generischen Formen mit männlichem grammatischem Geschlecht empfinden.
Generische Formen
Generische Formen, d. h. solche, die eine ganze Personengruppe aufgrund eines Merkmals ansprechen, sind eine enorm praktische und schon lange verwendete Methode zur Förderung der Übersichtlichkeit. In der deutschen Sprache sind allerdings häufig die gesellschaftlich hochrangigen oder wertgeschätzten sozialen Positionen und Merkmale, wie z. B. Arzt, Chef oder Ehrengast, grammatisch männlich, während die traditionell als geringer eingeschätzten Positionen nicht selten weiblich sind. Deshalb gibt es „Krankenschwestern“, aber keine „Krankenbrüder“. Angenommen also, wir wollten das abschaffen (was meiner Meinung nach nicht zu irgendwelchen Fortschritten in der Gleichstellung führen muss. Das Türkische kennt z.B. keine grammatischen Geschlechter, kein Genus, aber die Stellung der Frauen dort ist trotzdem nicht so besonders….)
Gender-Rokoko
Um generische Formen zu finden, die allen Geschlechtern gerecht werden, wurden zunächst Wortendungen verlängert, so dass sie männliche und weibliche Formen bilden, also z.B. BundeskanzlerIn oder Bundeskanzler/in. Um aber auch alle inter-, trans-, und nichtbinär-sexuellen Personen mit einzuschließen, wurden weitere Sonderzeichen in die Endungen aufgenommen wie das berühmte Gendersternchen (Bundeskanzler*in). Das Ergebnis ist so eine Art Sprach-Rokoko und hinterlässt gewisse Unsicherheiten (vor allem grammatische). Sagen Sie mal „Das Buch gehört dem*r Schüler*in?“ oder sprechen Sie mal einen Ehrengast (Geschlecht unklar) an.
Meine Sprachregeln
Ich habe mich daher entschlossen, einfachere Regeln einzuführen, wenn schon gegendert werden soll. Statt generische Bezeichnungen durch anhängen von Endungen und Sonderzeichen immer länger zu machen, und dadurch das grammatische Geschlecht der gegenderten Wörter unbestimmt zu lassen, benutze ich in meinem Blog die folgenden 2 einfachen Regeln:
- generische Formen haben stets das neutrale, grammatische Geschlecht
- generische Formen sind gekürzte Versionen der männlichen und weiblichen Formen, die den Wortstamm noch erkennen lassen
Beispiel: Statt der*ie Bundeskanzler*in schreibe ich: das Bundeskanzel. Statt der*ie Manager:in schreibe ich: das Manage. Statt jede*r schreibe ich: jedes. Man kann Personen in ihrer Funktion ansprechen, also zum Beispiel das Arzt oder persönlich, dann nach Möglichkeit mit Geschlecht: die Ärztin. Schwierigkeiten mit dem grammatischen Geschlecht generischer Formen gibt es nicht, da alle neutral sind. Ich werde also nicht „Der*(ie) Physiker*(in) liebt Experimente“ schreiben, sondern „Das Physike liebt Experimente“.